„Das einzig Beständige ist der Wandel“ lautet ein bekanntes Sprichwort – und dennoch ist das, was den Wandel am besten überstanden hat, oft das, was am meisten geschätzt wird.
Wenn man über 40 Jahre zwischen Lutherkirche und Kappelberg aufgewachsen und heimisch ist, weiß man es zu schätzen, in einer Stadt zu wohnen, welche die Vorzüge einer Gemeinde im urbanen Ballungsraum aufweist und dennoch ein eigenständiges Gesicht und ländliche Wurzeln beibehalten hat.
Durch meine Tätigkeit in Kartographie und Geoinformatik für den Nahverkehr sind mir allerdings auch die Herausforderungen bekannt, die durch veränderte Landnutzung und Verkehr entstehen.
Vor allem der Flächenverbrauch schreitet nach wie vor massiv voran:
Mit über einem Drittel bebauter Fläche gehört Fellbach bereits zu den am dichtesten besiedelten Gemeinden im Umland, so dass jedes weitere Wachstum einen empfindlichen Verlust landwirtschaftlicher Flächen und ortsnaher Natur und Erholungsräume bedeutet.
Somit ist letztlich nur noch qualitative Weiterentwicklung möglich, wenn wir zukünftig weiter in einer Stadt zwischen Flur und Reben leben wollen und nicht in einem weiteren austauschbaren Vorort einer Großstadt oder gar in einer Nord-Ost-Ring-Verkehrsinsel.
Eine lebenswerte Stadt ist eine Stadt der kurzen Wege:
Das vermeidet nicht nur unnötige Verkehrsbelastung, sondern ermöglicht von Schülern bis Senioren allen eine tägliche und unkomplizierte Teilhabe am sozialen Leben.
Erhalt und Förderung der lokalen Nahversorgung zählt für mich daher zu einem der wichtigsten Anliegen der heutigen Zeit.
Hierbei ist auch das Gewerbe zu berücksichtigen, denn lokales Handwerk und mittelständische Betriebe sind mit Arbeitsplätzen und Wertschöpfung ebenso Teil der Nahversorgung. Die beliebte Umwandlung von Gewerbeflächen zu anderen Zwecken sehe ich daher kritisch. Sie befördert letztlich nur den Verdrängungseffekt auf Umland und grüne Wiese.
Für den Verkehr bevorzuge ich pragmatische Verbesserungen:
Die Neugestaltung rund um das Rathaus-Carree oder die Achse Pfarrer-Sturm-/Theodor-Heuss-Straße haben gezeigt dass ein Mit- und Nebeneinander von Fußgänger, Rad, motorisiertem Verkehr und ÖPNV gut möglich ist und flächendeckendes Tempo 30 im wohn- und innerstädtischen Gebiet zu einem entspannteren und daher dennoch zügigen Vorankommen führt.
Wichtige Hauptachsen sollten dabei aber erhalten bleiben, denn eine einseitig ausgerichtete Verkehrspolitik wie in den 50er Jahren wird auch unter neuem Vorzeichen nicht zu besseren Ergebnissen führen.
Insbesondere für Fußgänger sind Sauberkeit und Sicherheit von großer Bedeutung. Störende Hindernisse, unerwünschte menschliche wie tierische Hinterlassenschaften und aufkommende soziale Brennpunkte sollten daher schon im Entstehen bereinigt werden, damit der öffentliche Raum aufenthaltswert bleibt.
Ein oft übersehenes Problem ist Lichtverschmutzung:
Wer über viele Jahre den Sternenhimmel verfolgt, weiß wie stark sich mittlerweile selbst zu mitternächtlicher Stunde Himmel und Umgebung aufgehellt haben. Das ist völlig unnötig, denn moderne Technik und angepasste Lichtkonzepte wie z.B. am Entenbrünnele oder der Waiblinger Talaue zeigen, dass ansprechende und sichere Beleuchtung ohne Streulicht möglich ist. Davon profitiert nicht nur der Nachthimmel, sondern auch Nachtschlaf, Insektenwelt und durch Energieeinsparung ebenso Umwelt und Stadtkasse.
Nachhaltigkeit ist heutzutage in aller Munde:
Neben verantwortungsvoller Planung und Beschaffung gehört dazu allerdings auch eine bestandserhaltende Ausgabenplanung und Beurteilung des langfristigen Nutzens. Ein sparsamer Umgang mit vorhandenen Mitteln, Investitionen in Material mit langer Lebenszeit und Förderungen mit langanhaltender Wirkung sind daher vorzuziehen. Dies gilt umso mehr, will man doch den bestehenden hohen Standard auch in zukünftig erwartbar schwieriger werdenden Zeiten halten – und dabei sollte er auch noch für Einwohner und Gewerbe bezahlbar bleiben!
Bei den Stadtmachern bin ich, weil sich dort am besten trifft, was sowohl mich als auch unsere Stadt ausmacht:
Lokal verwurzelt, Bewährtes schätzend, zugleich offen für Neues -und dabei unabhängig von äußeren Abhängigkeiten ganz auf die gemeinsame Weiterentwicklung konzentriert.